Das Baumrinden-Modell des Bewusstseins

Verstehen, wie Schwierigkeiten uns stärken

8/23/20244 min read

Wenn wir an traumatische Erlebnisse und schwierige Phasen aus unserer Vergangenheit denken, neigen wir oft dazu, diese als belastende Schatten oder „Narben“ zu betrachten, die uns schwächen. Doch was wäre, wenn diese Erfahrungen tatsächlich unsere innere Stabilität stärken und unsere Resilienz formen würden? Genau diesen Gedanken greift das Baumrinden-Modell des Bewusstseins von Matthias Thiele auf – ein faszinierendes Konzept, das zeigt, wie wir trotz (oder gerade wegen) unserer Vergangenheit wachsen können.

Das Baumrinden-Modell des Bewusstseins

Stell dir einen Baum vor. Jahr für Jahr bildet er neue Ringe, die im Inneren des Stammes liegen. Jeder Ring erzählt die Geschichte eines Jahres – ob es ein gutes Jahr war, geprägt von Sonne und Regen, oder ein schwieriges, in dem der Baum gegen Trockenheit oder Stürme kämpfen musste. Doch unabhängig davon, wie „gut“ oder „schlecht“ diese Jahre waren, trägt jeder Ring dazu bei, dass der Baum heute stark und widerstandsfähig dasteht.

Matthias Thiele überträgt diese Vorstellung auf das menschliche Bewusstsein. Unsere Lebenserfahrungen, egal wie schwer oder schmerzhaft sie waren, sind wie die Jahresringe eines Baumes. Sie gehören zu uns und verleihen uns Stabilität und Widerstandskraft. Wir wachsen nicht trotz, sondern oft gerade durch diese Erfahrungen.

Warum wir unsere inneren Ringe nicht „abschneiden“ sollten

Es mag verlockend erscheinen, schmerzhafte Erinnerungen aus der Vergangenheit am liebsten einfach „wegzuschneiden“ – doch das wäre vergleichbar damit, die inneren Ringe eines Baumes zu entfernen. Was passiert, wenn wir das tun? Der Baum wird hohl, instabil und könnte schließlich brechen. Genauso ist es mit uns: Unsere schmerzhaften Erlebnisse sind tief in unserem Bewusstsein verwurzelt und bilden die Grundlage für unsere innere Stärke.

Diese „Ringe“ in uns machen uns resilient gegenüber zukünftigen Herausforderungen. Sie haben uns gelehrt, wie wir mit Widrigkeiten umgehen, was unsere Stärken sind und wie wir schwierige Situationen meistern können. Gerade in Zeiten der Unsicherheit oder in Krisen zeigt sich oft, dass die schwersten Zeiten aus der Vergangenheit zu unserer emotionalen Widerstandskraft beigetragen haben.

Die Kraft der Integration: Wachsen mit unserer Vergangenheit

Der Schlüssel liegt darin, nicht gegen unsere Vergangenheit zu kämpfen oder sie zu verdrängen, sondern sie zu integrieren und anzuerkennen, dass all unsere Erfahrungen – die guten wie die schlechten – uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Wenn wir unsere „inneren Ringe“ wertschätzen, schaffen wir Raum für persönliches Wachstum und tiefere Selbstakzeptanz.

Das Baumrinden-Modell erinnert uns daran, dass selbst die dunkelsten Kapitel unseres Lebens nicht unsere Schwäche, sondern letztlich unsere Stärke ausmachen. Ein Baum ist nur dann stabil, wenn alle seine Jahresringe, auch die schmalen und schwierigen, Teil seiner Struktur bleiben. Genauso können wir lernen, unsere eigenen Ringe zu akzeptieren, damit sie uns Halt und Resilienz verleihen.

Tarot als Entwicklungsweg – Wie Tarotkarten uns helfen, innere Ringe zu stärken

In seinem Buch verknüpft Matthias Thiele das Baumrinden-Modell des Bewusstseins mit einem faszinierenden Ansatz: Tarotkarten als Entwicklungsstufen des menschlichen Bewusstseins zu betrachten. Angelehnt an klassische psychologische Entwicklungstheorien und die transpersonale Psychologie, sieht er Tarot nicht nur als Werkzeug zur Selbsterkenntnis, sondern als Modell, das uns aufzeigt, welche Entwicklungsabschnitte wir in unserem Leben durchlaufen – und wo wir vielleicht noch unbewältigte Herausforderungen tragen, die uns in unserer Weiterentwicklung blockieren.

Tarot als Spiegel unserer inneren Entwicklungsprozesse

Im Tarot finden wir 22 große Arkana-Karten, die archetypische Lebensstationen darstellen – wie die kindliche Unschuld des Narren oder die Auseinandersetzung mit Macht und Verantwortung im Herrscher. Jede dieser Karten spiegelt bestimmte Entwicklungsphasen wider, die wir im Leben durchlaufen.

Thiele betont, dass diese Karten nicht nur Symbole sind, sondern auch zeigen können, wo wir in unserer psychologischen Entwicklung vielleicht noch ungelöste Themen haben. Manchmal durchlaufen wir bestimmte Phasen nicht vollständig – sei es aufgrund von Traumata, schwierigen Erfahrungen oder mangelnder Unterstützung. Diese „Lücken“ können uns später im Leben destabilisieren, ähnlich wie instabile Ringe im Inneren eines Baumes.

Mit Tarot innere Entwicklungsdefizite aufarbeiten

Anstatt diese instabilen Ringe zu „entfernen“, können wir mithilfe der Tarotkarten gezielt daran arbeiten, sie zu stärken. Die Karten bieten uns die Möglichkeit, unvollständige Entwicklungsprozesse bewusst zu machen, sie zu reflektieren und nachträglich zu integrieren. Indem wir mit den archetypischen Bildern und Symbolen der Karten arbeiten, können wir die Energie und Qualitäten nachträglich in unser Bewusstsein integrieren, die in bestimmten Lebensphasen gefehlt haben.

Nehmen wir als Beispiel die Karte „Der Herrscher“, die für Autorität, Struktur und Eigenverantwortung steht. Wenn jemand in der Phase, in der diese Qualitäten entwickelt werden sollten, Schwierigkeiten hatte – sei es durch übermäßige Kontrolle von außen oder durch fehlende Orientierung – kann es später im Leben zu Problemen mit Selbstdisziplin oder Autorität kommen. Durch gezielte Arbeit mit dieser Karte können wir den „inneren Ring“ stabilisieren und die fehlenden Entwicklungsaspekte nachträglich einbauen.

Tarot als Entwicklungsmodell des Bewusstseins

Durch die Arbeit mit Tarot und das bewusste Durchleben der Karten als Entwicklungsstufen können wir also Defizite aufarbeiten und uns auf unserem Lebensweg stabilisieren. Der Ansatz von Matthias Thiele zeigt, dass Tarot viel mehr ist als ein spirituelles oder esoterisches Instrument – es kann ein kraftvolles Werkzeug sein, um unsere persönliche Entwicklung und innere Resilienz zu stärken. Wenn wir uns bewusst mit den archetypischen Stationen auseinandersetzen, können wir nicht nur vergangene Schwächen transformieren, sondern auch neues Wachstum ermöglichen.

Fazit: Das Baumrinden-Modell und Tarot als Brücke zur inneren Stabilität

Das Baumrinden-Modell und der Entwicklungsansatz des Tarot lassen sich hervorragend kombinieren. Während das Baumrinden-Modell uns zeigt, dass all unsere Erfahrungen – auch die schwierigen – zu unserer Stabilität beitragen, bietet das Tarot konkrete Werkzeuge, um Entwicklungsdefizite zu erkennen und aufzuarbeiten. Diese Verbindung hilft uns, innere Ringe zu stärken, Entwicklungsrückstände aufzuarbeiten und letztlich ein stabiles, resilientes Leben zu führen – selbst wenn wir durch schwierige Phasen gehen mussten.

Lass uns also die Herausforderungen und Schwierigkeiten des Lebens nicht als Last, sondern als wesentliche Bausteine unserer Entwicklung betrachten. Ich lade dich ein, jede Erfahrung – egal wie schmerzhaft sie sein mag – als wertvollen Jahresring zu erkennen, der zur Festigkeit deines 'Lebensbaumes' beiträgt. Nutze die Weisheit deiner eigenen Geschichte, um mit größerer Resilienz und tieferem Verständnis voranzuschreiten.

Deine Nina