Alles zu Deiner Zeit
Vom Vertrauen in das Schicksal oder die Macht des richtigen Timings


Mit diesem Beitrag möchte ich ein wenig aufräumen. Aufräumen mit dem Sich-ewig-unter-Druck-setzen. Am Ende dieses Beitrages würde ich mir wünschen, dass du Folgendes für dich mitnehmen kannst: Egal was du liest und was mit dir räsoniert oder was dich eben (noch) nicht erreicht: Lass dir nicht das Gefühl geben, sofort alles in deinem Leben verändern zu müssen oder dir verzweifelt zwanghaft zu wünschen alle Empfehlungen, Ratschläge oder Möglichkeiten sofort in deinem Leben zu integrieren.
Egal was sich in deinem Leben etablieren will - es kommt zu dir, wenn du bereit dafür bist. Vielleicht lässt du dich neu ausrichten und inspirieren, aber versuche nicht zu erzwingen und dich unter Druck zu setzen. Wenn sich etwas noch nicht in deinem Leben manifestieren möchte, bist du vielleicht noch nicht bereit dafür. Alles darf zu dir kommen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Ich lade dich jetzt zu diesem Beitrag ein und nehme dich mit auf meinem Weg zu eben dieser Erkenntnis.
Ständig prasseln Informationen aus vielen verschiedenen Quellen auf uns ein. Wir sehen auf Social Media vermeintlich optimale Lebensführungen, sehen uns einem unglaublich hohen sozialen Vergleich ausgesetzt. Und selbst wenn wir der Überzeugung sind, dass wir etwas an unserem Leben verändern wollen; indem wir dann versuchen andere nachzueifern und deren Leben zu imitieren, so dürfen wir schnell feststellen, dass es bei uns nicht klappen möchte. Schnell macht sich Verzweiflung und Frustration breit. Wieso denn nicht bei mir?
Vielleicht ertappen wir uns auch dabei, wie wir des Öfteren mit Wut, Unverständnis oder Ablehnung auf das Leben und Auftreten anderer Menschen reagieren. Wir spüren einen Widerstand und neigen dazu, die Lebensführung der anderen klein zu reden oder abzuwerten. Was steckt denn aber eigentlich dahinter? Im Grunde ist es doch Schutz. Schutz des eigenen Selbstwertes vor dem Eingeständnis, sich das im Grunde selbst zu wünschen und es doch gerade nicht umsetzen oder erreichen zu können.
Aber es gibt eine gute Nachricht. Entgegen unserer Befürchtung es läge an Faulheit, mangelnder Selbstkontrolle oder fehlender Kompetenz ist es vielmehr eine einzige Sache, die das Ganze bestimmt: Die Zeit.
Von Zeit, Schicksal und dem richtigen Timing
Mir geht es schlecht. Ich halte mich nicht aus. Ich möchte Veränderung. Jetzt.
Je schlechter es dir geht, desto unaushaltbarer erlebst du deine Situation und wünscht dir verzweifelt eine Veränderung. Nur gestaltet sich das in den seltensten Fällen konstruktiv. In Phasen, in denen es uns nicht gut geht, können wir uns selten auf konstruktive sinnhafte Veränderungen einlassen. Wir halten nicht aus. Wir wollen schnelle Lösungen. Aber den Knopf, den Schalter, den Quick-Fix - all das sind Illusionen, die nicht existieren.
Wir reagieren schicksalsergeben. Wir haben nicht das Gefühl, irgendwie Einfluss nehmen zu können. Wir versuchen uns abzulenken, die negativen Gefühle zu verdrängen oder uns noch tiefer in das schlechte Gefühl, die Selbstabwertung oder den Schmerz zu ergeben. Irgendwann ist das Tief vorbei. Irgendwann geht es uns besser - vielleicht sogar richtig gut. Aber bemerken wir das? In den meisten Fällen nicht. Nur, wenn es wieder bergab geht - wenn das nächste Tief kommt. Dann werden wir wieder aufmerksam und uns des Schmerzes bewusst.
Das Leben ist ein Fluss, ein Auf und Ab, ein Wechselspiel von Höhen und Tiefen. Unser Geist ist aber unbewusst. Er ist unaufmerksam und nimmt diesen Fluss des Lebens nicht bewusst wahr. Im Hamsterrad des Alltags bleibt nur der Fokus auf das schlechte Gefühl, das Tief, den Schmerz oder die Krankheit. Durch die Unbewusstheit der guten Momente bekommen wir zunehmend das Gefühl, das Leben bestehe nur noch aus Tiefen. Die schlechten Phasen erscheinen machtvoll und nie endend.
Wie können wir dem entkommen? Das Stichwort ist: Bewusstsein.
Wir dürfen Bewusstsein schaffen für unseren Prozess. So wie das Leben ein Fluss und ein steter Wandel von Höhen und Tiefen ist, haben wir die Chance eben dieses zu erkennen. Indem wir unsere Aufmerksamkeit lenken, können wir uns darin üben, auch die Höhen in unserem Leben zu erkennen und bewusst zu erleben.
Aber so viel Potential ein Bewusstsein über das Auf und Ab des Lebens bietet, so beängstigend kann es auch sein. Denn wir wollen bewahren. Wir wollen Sicherheit- und Sicherheit bedeutet vor allem Beständigkeit. Darum neigen wir dazu bewahren zu wollen. Wir neigen dazu, Veränderungen zu scheuen und Angst vor dem Wandel des Lebens zu haben.
Vertrauen auf Besserung
Ich habe für mich lernen dürfen, dass eines ganz entscheidend ist in diesem Prozess: Vertrauen. Und Vertrauen schaffen wir über Bewusstsein. Denn wenn wir unserem Prozess bewusst werden können wir nachvollziehen, dass wir eben nicht nur schlechte Momente haben. Wir können nachvollziehen, dass es auch gute Zeiten gibt und wir uns rückblickend aus jedem Tief doch irgendwann erholt haben. Wenn wir beginnen eben diese Wandlungen bewusst wahrzunehmen schaffen wir eine entscheidende Grundlage: Ein Versprechen.
Wir können uns ein Versprechen geben. Wir geben uns selbst das Versprechen, dass es immer irgendwann besser wird. Und dieses Versprechen verändert unser gesamtes Erleben. Denn so schlecht es uns in einer Phase dann auch gehen mag, dieses Versprechen wird immer eine Hoffnung sein. Hoffnung schafft eine Energie der Möglichkeit. Statt unbewusst, schicksalsergeben und hoffnungslos zu sein können wir durch dieses Versprechen Bewusstsein, Selbstwirksamkeit und Hoffnung in Momenten von Krankheit oder Schmerz erleben.
Es geht also darum, auch mal auszuhalten. Eine schlechte Phase zu akzeptieren mit dem Versprechen, dass es besser wird. Die schlechten Gefühle zu erleben und ihnen mit einem Gefühl des Wohlwollens zu begegnen in der festen Überzeugung, dass das Hoch bereits auf einen wartet. So lassen sich schlechte Phasen aushalten. So müssen wir nicht zwanghaft nach einem Höher-schneller-weiter streben, wenn wir uns erlauben, bewusst in einer Phase des Tief-langsam-gleichbleibend auszuhalten.
Nun lernen wir, auch mal schlechte Phasen im Alltag auszuhalten. Und doch denkt unser Geist größer. Warum bin ich denn noch nicht weitergekommen im Leben? Wieso stehe ich nicht an einem anderen Punkt? Habe ich etwas verpasst? Bin ich den falschen Weg gegangen? Wieso lese oder sehe ich etwas, das mich inspiriert und kann es doch so wenig in meinem Leben umsetzen?
Und hier wären wir wieder bei dem entscheidenden Faktor der Zeit.
Das richtige Timing
An dieser Stelle vielleicht ein kleiner Schwenk aus meiner eigenen Geschichte.
Ich habe Psychologie studiert. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht, weil mein Abiturschnitt ganz gut war und ich mir dachte, kann ja nicht schaden einen Studiengang mit hohem NC zu belegen. Muss ja “genutzt” werden so ein Schnitt. Überraschung: Hatte dann leider nie das Gefühl mit Psychologie wirklich meiner Leidenschaft nachzugehen. Wen wundert’s. Pflichtbewusstsein hat mich durch mein Studium getrieben. Brav den Abschluss gemacht und angefangen zu arbeiten. Ich dachte dann erst Neuropsychologie wird’s. Hatte mit der klinischen Psychologie erst gar nichts am Hut. Vielleicht eine Trotzreaktion. Da hatte ich die Psychologie aus Pflichtbewusstsein studiert, dann sehe ich aber schön zu, dass ich der “typischen Psychologie” im Sinne der “Gedankenklemptnerei” den Rücken kehre. Ich habe dann etwas rational-konkretes wie Neuropsychologie eingeschlagen. Bildgebende Verfahren, die genau abbilden können in welchen Bereichen strukturelle Schäden im Gehirn vorliegen auf Basis dessen umschriebene neurologische Ausfälle zu erkennen sind, die durch gezielte Diagnostik und Therapie behandelt werden. Nach ein paar Jahren merkte ich: Hups, das ist ja auch nicht so meins. Großes Fragezeichen. Gleichzeitig fing auch die Reise meiner eigenen gesundheitlichen Achterbahnfahrt an. Auch hier wollte ich körperlich-biologisch da rangehen. Wollte mir jemand erzählen, es läge nur an meiner Einstellung und Psyche, dem begegnete ich mit Widerstand und Unverständnis. Doch über all die Jahre merkte ich, so viel ich auch körperlich an meinem Körper “schraubte” (Ernährungsumstellung, Nahrungsergänzungsmittel, Hormone usw.), so ganz wollte ich nicht heilen. Dann standen Veränderungen ins Haus. Ein Jobwechsel. Nach einem halben Jahr Probezeit die Erkenntnis: Ne, das ist auch nichts. Ich stand in der Schwebe, alles im Umbruch, Unsicherheit, gesundheitlich ging es auch nicht voran. Verzweiflung machte sich breit. Dann plötzlich eine Jobanzeige, eine Bewerbung und zack ein neuer Job. Tiefenpsychologische Behandlung von Essstörungen. Nicht nur, dass es mich entgegen aller vorherigen Überzeugungen nun doch in die klinische Psychologie verschlagen hatte, nein - zudem auch noch einen Bereich, der mich persönlich betraf und mit dem ich so viel teilte. Ich hatte mir gleich eines gesagt: Entweder dieser neue Job wird mein Untergang oder meine Heilung sein - und am Ende war es meine Heilung. Ist es immer noch. Warum? Weil ich dem Prozess vertraut habe. Weil ich ich mich auf Themen eingelassen habe, die ich früher abgelehnt oder denen ich zu begegnen große Angst hatte. Ich habe in der klinischen Psychologie ein Zuhause gefunden - die Leidenschaft entdeckt, die ich bisher immer gemisst habe. Ich habe ein neues Verständnis bekommen. Ich habe Verknüpfungen entdeckt und verstanden, die mir nie bewusst geworden wären. Und da stand ich und spürte so intensiv wie nie den einen Gedanken und diese feste unerschütterliche Erkenntnis: Alles ist für irgendetwas gut und für alles wird die Zeit kommen.
Ich habe erleben dürfen, wie aus dem verbitterten “Psychologie wird nie meine Passion” mein neuer Way-to-Go wurde. Ich durfte erleben, wie dem “Körperliche Gesundheit ist alles” eine große Überzeugung für die Macht von Geist und Seele wurde. Ich durfte erleben, wie aus der eigenen Krankengeschichte, dem eigenen Schmerz und Leid die tiefgehende Überzeugung wurde, dass ich aus eben diesem Grund so viel zu sagen und erzählen habe. Ich durfte erleben, wie sich zunehmend alles fügte und alles rückblickend eine größere zusammenhängende Bestimmung bekam.
Es zeigt sich: Für jede Entwicklung, für jedes Bewusstsein, für jede Veränderung, für jede Entscheidung oder Erkenntnis gibt es den richtigen Moment. Und alles wird sich am Ende fügen - für alles wird etwas gut sein
Wie oben beschrieben wünschen wir uns in schlechten Momenten eine schnelle Veränderung. Wir suchen dann nach Inspiration, nach Möglichkeiten, nach Antworten. Wir suchen nach Vorbildern und versuchen nachzueifern in der Hoffnung, dass es uns dadurch besser ginge.
Es wird aber deine Zeit kommen. Es wird dein Moment auf dich warten. Es wird der Augenblick kommen, indem du deinen Weg und alle Erfahrungen verstehen wirst und diese sich zu einem Verständnis und einer größeren Bestimmung verdichten und sich alles fügen wird. Es wird kommen, wenn die Zeit reif ist.
Denn am Ende kommt das zu uns, was zu uns gehört, in dem Moment, indem wir bereit dafür sind.
Worte, die mich selbst berühren und ich hoffe, auch euch erreichen konnten!
Bis bald, ihr Lieben 😊
Deine Nina